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Frankfurter Rundschau 21.12.2002

Als der Meister seinen Koffer öffnet, geht ein Raunen durch den Raum. Beim Anblick der prächtigen Ausrüstung mit blitzenden Klingen, Zangen und Pinzetten könnte man an einen Messerwerfer oder Chirurgen für Nilpferde und Großwildkatzen denken. Jürgen Brarens Absichten sind die allerfriedlichsten. "Wir kochen unser Weihnachtsmenü" heißt sein Kurs im Landhaus Wilhelmy am Tegernsee. Dass hier nicht die Gans mit Knödeln auf den Festtisch kommt, versteht sich von selbst. Wer in deren Geheimnisse eingeweiht werden möchte, geht besser heim zu Mama (vorausgesetzt sie gehört nicht längst zum Heer der Ketchupnudelmütter).
Doch Weihnachten bedeutet immer Heimweh. Da will man nicht nur die heimatlose Cross-Over Haute-Cuisine schmecken. So umfasst Brarens Menü-Komposition auch Zitate der bürgerlichen Festtags Küche: Serviettenknödel, Hirschkalbsrücken und Kaiserschmarrn. Nobel abgewandelt selbstredend.

Als erste Lektion führt der Mann vor, wie man Zander, Saibling, Hecht & Co mit Flossenschere, Grätenzange und Messer topf- oder pfannenfertig macht. Zuschauen kann man auch beim Fernsehkoch. Also muss ein jeder nach der Demonstration zu Tat schreiten. Zum Entschuppen nimmt der Profi einen Fischschupper mit Auffangbehälter, ehe er mit elegantem Messerschwung filetiert. So einfach sieht das aus, dass beim Nachahmen der Schwung zu Leichtsinn verführt. Viel zu viel Filet bleibt an den Gräten hängen. "Nach 3000 Fischen ist es kinderleicht versichert Braren. So viel Übungsobjekte stehen nicht zur Verfügung. Aber damit alle ihre Anfängerfehler korrigieren können, müssen noch viele Fische zerlegt werden. Weshalb es als Zwischenmahlzeit gleich drei Fischgänge (mit Wein) gibt.

Bad Wiessee, traditionell Treffpunkt von munteren Rentnern an Daddelautomaten, luftschnappenden Kurgästen, Spazierstock schwingenden Opas in Loden, wirbt man um neue Besucher. Das Romantikhotel Wilhelmy, ein Bilderbuch-Familienbetrieb (der Hausherr kocht selbst ausgezeichnet), paart blitzsaubere Bayernpostkartenästhetik, lustigen Countryhouse-Kitsch und neudeutsche FengShui-Philosophie. Und weil Ruhe den modernen Menschen leicht langweilt, braucht er Programm, von der Beauty-Behandlung bis zum Gourmetkochkurs.
Ob es notwendig ist, dass PR-Berater die Gegend nun mit rosaroten Wortwolken einnebeln, der Garten Märchengarten, der Wald Zauberwald heißen muss, soll hier nicht ausdiskutiert werden. Halten wir uns an die Tatsachen. Wenn man im Wilhelmy morgens auf den Balkon tritt, schaut man über den Garten hinweg auf Kirchlein und Berggipfel. Eine schönere Aussicht kann kein Werbeprospekt malen.
Doch marsch zurück in die Küche. Zu tun gibt es reichlich. Gemüse würfeln, Berge von Riesengarnelen entdarmen. Mehr als ein winziger Messerschnitt ist nicht erlaubt. Einmal angeleitet aber finden selbst Ungeübte in der Gruppe den fadendünnen Darm ohne herumzupopeln. Bei Braren darf man, wie einst bei Mama, die Schüsseln ausschlecken. Es wäre auch eine Sünde, die Reste der Fischfarce in den Ausguss zu spülen. Spiegelglatt und scharfrandig bedeckt sie das Filet bei den Schülern nicht. Macht nichts. Jürgen Braren verfügt über die für einen Kochlehrer perfekte Mischung aus guter Laune und Langmut.
Aus der Gastronomie hat er sich zurückgezogen. Das ist Fließbandarbeit auf Spitzenniveau. "Du verlierst", meint er, "deine Kreativität und die Freude am Kochen." Als "Gourmetberater" hat er
eine Nische gefunden. Auf Wunsch kommt er auch zu Kunden nach Hause. Ohne seinen persönlichen Messerkoffer aber reist er nie an. Auch nicht in eine voll ausgestattete Hotelküche.
Während alle schnippeln, kneten, rühren, verrät Braren Tricks und Kniffe: Dass Zitronengras seine wahren duftenden Qualitäten nur entfaltet, wenn man es in fingerlange Stücke teilt und mit dem Messerrücken flach klopft, zum Beispiel. Serviettenknödel schlägt er statt in Tuch erst in Klarsicht, dann in Alufolie ein. Das ist bei seiner Version des Knödelteigs wichtig, der reich mit in Rosmarin, Thymian und Schalotten gebratenen Steinpilzen vermengt wird. Und weil wir in einer noblen Küche sind, nehmen wir keine Semmeln, sondern entrindetes Toastbrot, wie auch für Panaden keine Brötchenbrösel verwendet werden, sondern "mie de pain", was Toastkrümel sind.

Andere Geschmacksverfeinerungen sind ein wenig aufwendiger. Da wird eine Flasche Champagner zu einem Zwergenbecherlein eingekocht. "Um wie viel zarter ist diese Säure doch als Zitronensaft", schwärmt Jürgen Braren. Wer wollte da widersprechen?
Bis alle Vorbereitungen beendet sind, ist es Abend. Es darf serviert und Gang um Gang genossen werden. Nach jedem Menü-Teil geht es vom Restaurant zurück in die Küche, um den nächsten anzurichten. Da gilt es Karotteningwerjus mit frischem Orangensaft aufzukochen und zu binden, Selleriescheiben anzubraten und mit Püree als Lasagne auf die Teller zu schichten, die Portweinglace mit Butter aufzumontieren. Die Scheiben des Serviettenknödels werden als eigener Gang auf zirkelrunde Kerbelschaumspiegel gebettet. Als der karamelisierte Kaiserschmarrn à la Braren auf dem Tisch duftet, ist es Mitternacht. Glücklich, erschöpft und sanft trunken winken alle bei der Einladung in die Hotelbar ab.
Was haben wir nun gelernt? Sehr viel. Zum Beispiel warum die Weihnachtsgans erfunden wurde. Es ist klar, dass ein Weihnachtsmenü à la Braren keiner Hausfrau mit einem Stall von Kindern und Anverwandten einfallen würde, obwohl es laut Braren nicht wirklich mehr Arbeit macht als ein klassisches bürgerliches Festessen. Eine Weihnachtsgans oder ein anderer christlicher Vogel aber, der Stunden friedlich und nur ab und an begossen im Ofen schmort, ist trotzdem entschieden praktischer.

Für kinderlose Paare und Freunde aber ist dies ein wunderbares weihnachtstaugliches Menü. Und natürlich leicht abzuwandeln. Der himmlische Steinpilzserviettenknödel, erklärt eine Frau, wird sich daheim den Teller mit dem Hirschkalb teilen müssen.

TEXT: PETRA HALLMAYER

SERVICE: Wer mindestens fünf kochbegeisterte
Freunde hat, kann mit dem Landhaus Wilhelmy und Jürgen Braren einen Kochkurstermin verabreden. Einzelpersonen können sich ab Januar
2003 einem der festen Kurse anschließen. Das Programm bitte bei Wilhelmy erfragen.

Preis pro Person inklusive Übernachtung mit Frühstück und Abendmenü: 295 Euro plus Materialkosten: Romantik Hotel Landhaus Wilhelmy, Freihausstraße 15, 83707 Bad Wiessee, Tel. 08022/98 68-0, Fax 233.

Weihnachtsmenü àla Braren:
Amuse gueule: Zuckerschotensuppe
Riesengarnelen mit Karotten-Orangen-Ingwerjus
Saiblingsfilet souffliert mit Champagnerschaum und Passe-Pierre Algen
Oder: Steinpilzserviettenknödel mit Kerbelschaum
Hirschkalbsrücken mit Sellerielasagne und Portweinglace
Soufflierter Kaiserschmarrn mit Calvados-Äpfeln.

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